Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser? Wenn es um Arbeitszeitbetrug geht, stehen viele Arbeitgeber vor einem Dilemma. Einerseits möchtest du deinen Mitarbeitenden vertrauen, andererseits kann Arbeitszeitbetrug dein Unternehmen teuer zu stehen kommen. Die gute Nachricht: Mit den richtigen Präventionsmaßnahmen und modernen HR-Lösungen kannst du Zeitbetrug effektiv vorbeugen – ohne das Vertrauensverhältnis zu deinen Mitarbeitenden zu gefährden.
In diesem Artikel erfährst du, was genau als Arbeitszeitbetrug gilt, welche rechtlichen Konsequenzen drohen und wie du mit digitalen Zeiterfassungssystemen für Transparenz und Fairness sorgst. Vor allem für kleine und mittelständische Unternehmen ohne eigene Rechts- oder Compliance-Abteilung zeigen wir praxisnahe Lösungsansätze auf.
Was ist Arbeitszeitbetrug? Definition und Abgrenzung
Arbeitszeitbetrug liegt vor, wenn Mitarbeitende vorsätzlich falsche Angaben zu ihrer Arbeitszeit machen oder Arbeitszeit vortäuschen, ohne tatsächlich gearbeitet zu haben. Der entscheidende Punkt ist die Absicht: Ein versehentlich falsch eingetragener Zeitstempel ist kein Betrug, die bewusste Manipulation der Arbeitszeiterfassung hingegen schon.
Der rechtliche Rahmen
Laut Bundesarbeitsgericht ist das „Vortäuschen der Arbeitsleistung“ eine erhebliche Pflichtverletzung, die eine fristlose Kündigung rechtfertigen kann. Typische Konstellationen sind das Eintragen von Arbeitszeit trotz Abwesenheit oder das gezielte Umgehen von Stempel- oder Zeiterfassungssystemen.
Arbeitnehmende verpflichten sich für die im Arbeitsvertrag vereinbarte Zeit und erhalten dafür ihr Gehalt. Wird Arbeitszeit vorgetäuscht, liegt ein Verstoß gegen diese Hauptpflicht vor – mit entsprechenden Konsequenzen.
Abgrenzung zu kleinen Verstößen
Nicht jede Unregelmäßigkeit ist gleich Arbeitszeitbetrug. Die kurze private WhatsApp-Nachricht zwischendurch oder der kleine Plausch an der Kaffeemaschine fallen in der Regel unter die sozialadäquate Nutzung der Arbeitszeit. Auch das vergessene Ausstempeln oder die falsch erfasste Pause sind eher versehentliche Fehler. Entscheidend ist das Ausmaß und die Systematik: Wird aus dem kurzen Chat eine halbstündige private Unterhaltung oder werden regelmäßig Pausen nicht dokumentiert, bewegen wir uns im Bereich des Arbeitszeitbetrugs.
Bedeutung für HR und Compliance
Die meisten Fälle von Arbeitszeitbetrug entstehen nicht aus böser Absicht, sondern aus Unklarheiten über Regelungen oder fehlenden transparenten Prozessen. Viele Unternehmen arbeiten noch mit veralteten Systemen oder gar Excel-Listen, die Manipulation geradezu einladen. Für HR-Manager:innen und Payroll-Verantwortliche ist Arbeitszeitbetrug ein Thema mit mehreren Dimensionen: Es geht um Vertrauen, rechtliche Absicherung, betriebliche Effizienz und nicht zuletzt um Unternehmenskultur.
Vor allem in KMUs mit begrenzten Ressourcen ist der Bedarf an verlässlichen, intuitiv nutzbaren Lösungen hoch, die sowohl rechtssicher dokumentieren als auch im Arbeitsalltag entlasten.

5 typische Beispiele für Arbeitszeitbetrug – und woran du ihn erkennst
Arbeitszeitbetrug kann viele Gesichter haben. Hier sind die häufigsten Formen, denen Arbeitgeber und HR-Verantwortliche in der Praxis begegnen:
1. Der Klassiker: Zuspätkommen und früh gehen
Ein Mitarbeiter stempelt sich um 8:00 Uhr ein, erscheint aber erst um 8:30 Uhr am Arbeitsplatz. Oder eine Mitarbeiterin verlässt das Büro bereits um 16:30 Uhr, obwohl erst um 17:00 Uhr ausgestempelt wird. Diese Form des Betrugs ist besonders bei manuellen Zeiterfassungssystemen möglich.
2. Nicht dokumentierte Pausen
Die gesetzlich vorgeschriebene Mittagspause wird genommen, aber nicht in der Zeiterfassung vermerkt. Oder die Raucherpause dauert statt fünf Minuten regelmäßig eine halbe Stunde, ohne dass diese Zeit nachgeholt wird. Auch das Gegenteil kann der Fall sein: Nicht dokumentierte oder bewusst verkürzte Pausen, die den Anschein einer durchgehenden Arbeitszeit erwecken.
3. Private Tätigkeiten während der Arbeitszeit
Vom ausgedehnten Online-Shopping über private Telefonate bis hin zur Nebentätigkeit im Homeoffice: Wenn private Aktivitäten überhandnehmen und die eigentliche Arbeit vernachlässigt wird, sprechen wir von Arbeitszeitbetrug.
4. Manipulation digitaler Arbeitszeiterfassung
Auch moderne Systeme sind nicht immun: Mitarbeitende lassen Kolleg:innen für sich ein- oder ausstempeln, manipulieren nachträglich ihre Zeiteinträge oder nutzen technische Schlupflöcher aus. Auffällig: Arbeitszeiten werden außerhalb üblicher Rahmen eingebucht (z. B. nachts oder an Feiertagen).
5. Remote Work & Ghost Attendance
Im Homeoffice ist die Versuchung besonders groß: Der Laptop ist eingeloggt, der Status zeigt „verfügbar“ – aber die Mitarbeitenden sind gar nicht am Arbeitsplatz. Gerade bei flexiblen Arbeitsmodellen braucht es klare Regeln und gegenseitiges Vertrauen.
In der HR-Praxis ist entscheidend, nicht jede Unregelmäßigkeit automatisch als vorsätzlichen Betrug zu werten. Stattdessen braucht es eine Kombination aus Systemkompetenz, sozialer Sensibilität und klarer Kommunikation, um die Hintergründe einzuordnen. Fehler können auf unklare Regeln, Missverständnisse oder technische Hürden zurückzuführen sein – und sollten nicht vorschnell disziplinarisch behandelt werden.
Rechtliche Konsequenzen: Abmahnung, Kündigung und mehr
Arbeitszeitbetrug ist kein Kavaliersdelikt. Die arbeitsrechtlichen Konsequenzen können erheblich sein und reichen von der Abmahnung bis zur fristlosen Kündigung.
Die Abmahnung bei Arbeitszeitbetrug als erster Schritt
Bei erstmaligem oder geringfügigem Arbeitszeitbetrug wird in der Regel zunächst eine Abmahnung ausgesprochen. Diese muss den Sachverhalt konkret benennen, das Fehlverhalten rügen und auf die Konsequenzen bei Wiederholung hinweisen. Die Abmahnung hat eine Warn- und Dokumentationsfunktion und ist oft Voraussetzung für eine spätere Kündigung.
Arbeitszeitbetrug: Fristlose Kündigung nach § 626 BGB
Bei schwerem oder wiederholtem Arbeitszeitbetrug kann eine fristlose Kündigung gerechtfertigt sein. Das Bundesarbeitsgericht hat mehrfach bestätigt, dass Arbeitszeitbetrug einen wichtigen Grund im Sinne des § 626 BGB darstellen kann. Entscheidend sind dabei:
- Die Schwere des Betrugs (Dauer, Häufigkeit, Schaden)
- Das Verschulden des Arbeitnehmers bzw. der Arbeitnehmerin (Vorsatz, Fahrlässigkeit)
- Die Zumutbarkeit der Weiterbeschäftigung
- Eine vorherige Abmahnung (außer bei besonders schwerem Fehlverhalten)
Dokumentationspflicht für Arbeitgeber
Wichtig für Arbeitgeber: Du musst den Arbeitszeitbetrug nachweisen können. Eine lückenlose Dokumentation ist daher Pflicht. Moderne Zeiterfassungssysteme können hier wertvolle Dienste leisten, indem sie automatisch Unstimmigkeiten aufzeigen und revisionssichere Aufzeichnungen erstellen.
Fehlt diese technische Grundlage, geraten Arbeitgeber schnell in eine Beweisschwäche: Aussagen gegen Aussagen, mangelnde Protokollierung oder unvollständige Auswertungen erschweren eine arbeitsrechtlich saubere Trennung.
Prävention: Wie moderne HR-Software Arbeitszeitbetrug verhindert
Die beste Strategie gegen Arbeitszeitbetrug ist Prävention. Mit effektiven HR-Prozessen und moderner Technologie schaffst du ein transparentes und faires Arbeitsumfeld, in dem Betrug gar nicht erst entsteht.
Transparente Zeiterfassungssysteme
Digitale Zeiterfassungssysteme sind das Herzstück der Prävention. Sie bieten:
- Echtzeit-Erfassung: Mitarbeitende stempeln sich per App, Terminal oder Browser ein und aus
- Standortbezogene Erfassung: GPS-basierte Systeme für Außendienstmitarbeitende
- Biometrische Verfahren: Fingerabdruck oder Gesichtserkennung verhindern das „Buddy-Punching“
- Integration mit Zutrittssystemen: Automatische Zeiterfassung beim Betreten/Verlassen des Gebäudes
Mehr zu aktuellen Tools und Anwendungen liest du in unserem Beitrag: Digitale Zeiterfassung – Die Zukunft der Arbeitszeiterfassung.
Automatisierte Auswertungen und Warnsysteme
Moderne HR-Software erkennt Muster und Anomalien, wie wir oben beschrieben haben, automatisch:
- Ungewöhnliche Arbeitszeiten werden erkannt und angezeigt.
- Fehlende Pausenzeiten lösen Warnungen aus.
- Abweichungen zwischen Soll- und Ist-Arbeitszeit werden visualisiert.
- Reports zeigen Auffälligkeiten auf einen Blick.
Mitarbeiter-Self-Service für mehr Eigenverantwortung
Wenn Mitarbeitende ihre Zeiten selbst einsehen und bei Bedarf korrigieren können, steigt die Eigenverantwortung:
- Transparente Übersicht über geleistete Arbeitsstunden
- Möglichkeit zur Korrektur mit Begründung
- Urlaubskonto und Überstunden jederzeit einsehbar
- Mobile Apps für flexibles Arbeiten
Aufklärung und Kommunikation im Unternehmen
Technologie allein reicht nicht. Es braucht auch eine offene Kommunikationskultur:
- Klare Regelungen zu Arbeitszeiten, Pausen und Homeoffice
- Schulungen zum korrekten Umgang mit der Zeiterfassung
- Regelmäßige Gespräche über Arbeitsbelastung und Zeitmanagement
- Förderung einer Vertrauenskultur statt Kontrollmentalität
Wie Infoniqa zur Prävention beiträgt
Mit den Zeiterfassungslösungen von Infoniqa hast du alle Tools an der Hand, um Arbeitszeitbetrug effektiv vorzubeugen. Unsere Software bietet nicht nur rechtssichere Dokumentation, sondern auch intelligente Analysen und benutzerfreundliche Interfaces. So schaffst du Transparenz für alle Beteiligten und förderst gleichzeitig eine positive Arbeitskultur.
Auch für Mitarbeitende wird vieles einfacher: Über das integrierte Self-Service-Portal behalten sie ihre Zeiten, Urlaubsstände und Korrekturen jederzeit im Blick und können Anpassungen direkt beantragen. Für dich als HR- oder Payroll-Verantwortliche:r bedeutet das: weniger Rückfragen, mehr Eigenverantwortung und sauber dokumentierte Abläufe. Und weil alle Daten revisionssicher und DSGVO-konform verarbeitet werden, bist du auch rechtlich auf der sicheren Seite.
Du möchtest wissen, welche Lösung am besten zu dir passt? Dann wirf einen Blick auf unseren HR-Software-Vergleich.

Fallstricke vermeiden: Was du als Arbeitgeber nicht tun solltest
Bei aller Notwendigkeit der Kontrolle – es gibt Grenzen, die du als Arbeitgeber respektieren musst. Hier die wichtigsten Don'ts:
Überwachung vs. Vertrauen
Totalüberwachung ist nicht nur rechtlich problematisch, sondern auch kontraproduktiv. Keystroke-Monitoring, permanente Bildschirmaufzeichnungen oder heimliche Überwachung zerstören das Vertrauensverhältnis und können gegen Datenschutzbestimmungen verstoßen.
DSGVO-konforme Kontrolle
Jede Form der Zeiterfassung und Kontrolle muss datenschutzkonform sein:
- Betriebsrat einbeziehen (falls vorhanden)
- Transparenz über Art und Umfang der Erfassung
- Zweckbindung der erhobenen Daten
- Löschfristen beachten
- Betroffenenrechte gewährleisten
Umgang mit Verdachtsmomenten
Bei Verdacht auf Arbeitszeitbetrug gilt: Ruhe bewahren und strukturiert vorgehen:
- Fakten sammeln und dokumentieren
- Das Gespräch mit den Mitarbeitenden suchen
- Gelegenheit zur Stellungnahme geben
- Erst dann über Konsequenzen entscheiden
- Arbeitsrechtlichen Rat einholen bei Unsicherheit
Fazit: Arbeitszeitbetrug als Chance zur Optimierung begreifen
Arbeitszeitbetrug ist ärgerlich und kann teuer werden – keine Frage. Doch statt nur auf Kontrolle und Sanktionen zu setzen, solltest du das Thema als Chance begreifen: Eine moderne, transparente Zeiterfassung schafft nicht nur Rechtssicherheit, sondern kann auch die Arbeitsprozesse optimieren und die Mitarbeiterzufriedenheit steigern.
Mit den richtigen Tools und einer offenen Kommunikationskultur schaffst du ein Arbeitsumfeld, in dem Arbeitszeitbetrug gar nicht erst entsteht. Digitale HR-Lösungen wie die von Infoniqa unterstützen dich dabei, faire und effiziente Prozesse zu etablieren – für mehr Vertrauen und bessere Zusammenarbeit in deinem Unternehmen.
FAQ: Häufig gestellte Fragen zu Arbeitszeitbetrug
Was genau gilt als Arbeitszeitbetrug?
Arbeitszeitbetrug liegt vor, wenn Mitarbeitende bewusst falsche Angaben zu ihrer Arbeitszeit machen oder Arbeitsleistung vortäuschen, ohne tatsächlich zu arbeiten. Dazu gehören zum Beispiel das Manipulieren der Zeiterfassung, nicht dokumentierte Pausen oder extensive private Tätigkeiten während der Arbeitszeit. Entscheidend ist immer die Absicht, denn versehentliche Fehler sind kein Betrug.
Welche rechtlichen Konsequenzen drohen bei Arbeitszeitbetrug?
Die Konsequenzen reichen von der Abmahnung bis zur fristlosen Kündigung. Bei erstmaligem oder geringfügigem Betrug wird meist zunächst abgemahnt. Bei schwerem oder wiederholtem Arbeitszeitbetrug kann nach § 626 BGB das Arbeitsverhältnis fristlos gekündigt werden. In extremen Fällen sind sogar strafrechtliche Konsequenzen möglich. Als Arbeitgeber musst du den Betrug aber nachweisen können.
Wie lässt sich Arbeitszeitbetrug im Homeoffice verhindern?
Im Homeoffice sind klare Vereinbarungen und gegenseitiges Vertrauen besonders wichtig. Setze auf ergebnisorientiertes Arbeiten statt Präsenzkontrolle. Digitale Arbeitszeiterfassung mit mobilen Apps schaffen Transparenz. Regelmäßige virtuelle Check-ins und klare Erreichbarkeitsregeln helfen ebenfalls. Wichtig: Vermeide Totalüberwachung – sie ist rechtlich problematisch und demotivierend.
Wie können Arbeitgeber Arbeitszeitbetrug nachweisen?
Der Nachweis erfordert eine lückenlose Dokumentation. Moderne Zeiterfassungssysteme protokollieren automatisch alle relevanten Daten. Zusätzlich können Zeugenaussagen, E-Mail-Verläufe oder Zutrittsprotokolle als Beweise dienen. Bei Verdacht solltest du systematisch Fakten sammeln und den Arbeitnehmenden Gelegenheit zur Stellungnahme geben. Im Zweifel empfiehlt sich arbeitsrechtlicher Rat.
Welche Rolle spielt HR-Software bei der Prävention von Arbeitszeitbetrug?
HR-Software ist ein zentraler Baustein der Prävention. Sie ermöglicht transparente, manipulationssichere Zeiterfassung und erkennt automatisch Auffälligkeiten. Features wie Mitarbeiter-Self-Service fördern die Eigenverantwortung. Gleichzeitig vereinfacht die Software die rechtskonforme Dokumentation. Lösungen wie die von Infoniqa bieten alle diese Funktionen in einem benutzerfreundlichen System.