Stellen Sie sich vor, Sie befinden sich in einer Bibliothek und dort gibt es keinerlei Struktur. Alles ist unaufgeräumt, die Bücher völlig ungeordnet und unstrukturiert. Ohne auf irgendeine Art und Weise Ordnung ins Chaos zu bringen, sind Sie verloren. Die Literatur ist nutzlos für Sie, da Sie niemals – oder nur mit horrendem Aufwand – finden, wonach Sie eigentlich suchen. Sie wissen zwar, dass sie ein bestimmtes Buch haben, Sie wissen aber nicht genau, was sich dahinter verbirgt und wo Sie nach dem Lesen anknüpfen können.
In etwa so verhält es sich mit Big Data. Nur, dass es sich dabei nicht um kleine Wissenshäppchen zwischen zwei Buchrücken handelt, sondern um Unmengen an Daten, die frei verfügbar, aber völlig durcheinander und chaotisch vorliegen. In Datenbanken, im Internet, auf Ihrem Firmenserver und, und, und. In dieser Form nutzen sie Ihnen nichts.
Was ist Smart Data?
Anders sieht es aus, wenn Sie das Chaos mit dem richtigen Analysetool zähmen. Es verwandelt diesen riesigen Datenhaufen in eine strukturierte Ansammlung von Zahlen und Fakten. Diese können zueinander in Beziehung gesetzt werden und ermöglichen Ihnen völlig neue Erkenntnisse. Genau das ist Smart Data. Der geordnete und aufgeräumte Counterpart von Big Data.
Auf dem Blog Techtag wird Smart Data sehr treffend wie folgt beschrieben: „Der Begriff beschreibt im Grunde das Endergebnis, nachdem die großen Datenmengen gesammelt, geordnet und analysiert worden sind. Es sind Datensätze, mit denen Anwender in der Regel etwas Sinnvolles anfangen können. Es gilt: Nur wer die Daten versteht, kann Mehrwert schaffen. (…) Erst durch eine intelligente Verarbeitung wird Big Data zu Smart Data.“
Technik macht gewaltige Fortschritte
In den letzten Jahren hat die entsprechende Technik gewaltige Fortschritte gemacht. Daher ist es beispielsweise möglich, Daten mit immer höherer Qualität automatisch auf verschiedene Aspekte zu untersuchen. Dazu kommen multivariante Analysen, Simulationsverfahren und Data-Mining-Verfahren zur Mustererkennung und weitere Methoden zum Einsatz. So können statistische Zusammenhänge entdeckt werden.
Welche Anwendungsfälle ergeben sich daraus im HR-Bereich? Lassen sich künftig basierend auf Smart Data informationsbasierte Personalentscheidungen treffen? Allerdings! Es gibt unzählige Einsatzmöglichkeiten von Smart Data. Nehmen wir etwa die Einsatzplanung. Hier können Smart-Data-Anwendungen zum Beispiel prognostizieren, wie sich der Personalbedarf in einer Organisation wandeln wird:
- In welchen Bereichen werden sich Kompetenzen beispielsweise verändern und in welche Richtung?
- Werden daraus neue Rollen entstehen?
- Welche Mitarbeiter können die entsprechenden Aufgaben ausführen?
- Inwiefern können Sie auf den neuen Kompetenzbedarf vorbereitet werden?
All diese Fragen können Smart-Data-Anwendungen quasi auf Knopfdruck beantworten.
Vorhersage der Wechselwilligkeit eines Mitarbeiters
Es geht aber noch weiter: Smart-Data-Anwendungen können auch die potenzielle Wechselwilligkeit eines Mitarbeiters voraussagen. Dazu analysieren sie vergleichbare Lebensläufe im Netz und leiten daraus ein Muster ab, unter welchen Bedingungen der Wunsch steigt, den Job zu wechseln. Schlägt das System Alarm, dass ein Schlüsselmitarbeiter in Begriff sein könnte, abzuwandern, kann HR reagieren und Maßnahmen einleiten, die ihn zum Bleiben bewegen.
Ein anderer Anwendungsfall ist im Bewerbermanagement verortet: Für Recruiter ist es immer gut zu wissen, welche Kanäle von Kandidaten präferiert werden und über welche insbesondere die Talente kommen, die perfekt zum Unternehmen passen. Auch das lässt sich mit Smart Data herausfinden.
Dazu gleicht das Bewerbermanagement-Tool verschiedene Informationen gegeneinander ab:
- Wer ist über welchen Kanal gekommen?
- Welche dieser Mitarbeiter hatten eine sehr effektive Onboarding-Phase und konnten schnell gewinnbringend im Unternehmen eingesetzt werden?
- Welche dieser Mitarbeiter blieben dem Unternehmen lange treu?
Hieraus lässt sich ableiten, welcher Recruiting-Weg der beste für ein Unternehmen ist – und welcher sich als weniger effektiv erweist.
Schnellere und bessere Entscheidungen im Personalmanagement mit Smart Data
Allerdings: Bevor Smart Data Analysen zum Einsatz kommen können, müssen HR-Verantwortliche genau prüfen, ob die gewünschte Anwendung auch wirklich mit der geltenden Datenschutzgesetzgebung konform ist. „Aufgrund der Europäischen Datenschutz-Grundverordnung, die (…) EU-weit verpflichtend anzuwenden ist, hat die Sensibilität gegenüber der Erhebung und Nutzung von Daten erheblich zugenommen“, ist dazu in dem Whitepaper „Big Data, Smart Data, next?“ des Forschungszentrums Informatik (FZI) nachzulesen. „Die Grundverordnung trägt dazu bei, dass Datenschutz am Anfang des Entwicklungsprozesses stehen muss, wie es bei vielen der Smart-Data-Projekte der Fall ist. Die beteiligten Projekte haben sich auch in Sicherheitsfragen den Herausforderungen direkt zu Beginn gestellt und nicht erst im Projektverlauf.“
Die Beispiele zeigen: Der Einsatz von Smart Data Analysen im HR-Bereich kann zu schnelleren und besseren Entscheidungen im Personalmanagement führen. Sei es, was die richtige Recruitingstrategie angeht, das Binden wichtiger Mitarbeiter und das Entwickeln der Arbeitnehmer auf eine Position. Für die meisten Unternehmen mag das alles noch ferne Zukunftsmusik sein. Aber diese Zukunftsmusik wird lauter und präsenter. Die Digitalisierung bringt so immer mehr Chancen mit sich, die gewinnbringend genutzt werden wollen. Wir sind gespannt, wie smart die HR-Arbeit im Jahr 2030 sein wird!