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Veröffentlicht am:    Thema: HR- & Business-Trends

Ist das New Work oder kann das weg?

Ist das New Work oder kann das weg?

Viele Unternehmen rufen derzeit das New-Work-Zeitalter aus, weil sie verstärkt remote arbeiten. Aber ist digital vernetztes Arbeiten wirklich schon New Work? Oder steckt nicht noch viel mehr dahinter?

New Work – eines der großen Buzzwords unserer Zeit. Human Resources wird immer häufiger damit konfrontiert, sich auf „New Work“ vorbereiten zu müssen. Dabei wissen nur die wenigsten, was das wirklich sein soll – und erst recht nicht, wie man dort hinkommt. Reicht ein bisschen Home Office, um im New-Work-Zeitalter anzukommen? Oder ist New Work genauso schwammig definiert wie seine kleine Schwester „Work-Life-Balance“? Fragen über Fragen! Wir liefern die Antworten in diesem Artikel.

New Work – was ist das? Eine Definition.

Ursprünglich geht der Gedanke von New Work auf den Sozialphilosophen Frithjof Bergmann zurück, der sich bereits vor Jahrzehnten ausrechnete, wie groß die Auswirkungen der Globalisierung und Digitalisierung auf die Arbeitswelt sein würden. Bergmann nahm an, dass die beiden Megatrends langfristig zu einer digitalen Vernetzung von Arbeitnehmern über Zeit- und Ortsgrenzen hinweg führen. Damit würden sich Arbeitszeiten, Arbeitsorte, Arbeitsweisen und Arbeitsräume verändern. Damit hatte er Recht.

Diese Ausführungen veranlassen viele Unternehmen aktuell dazu, das New-Work-Zeitalter auszurufen. Jetzt, da immer mehr Arbeitnehmer remote arbeiten, scheint es auf der Hand zu liegen, dass die New-Work-Stunde geschlagen hat. Doch ganz offensichtlich haben sie sich mit Bergmanns Theorie nicht bis zum Ende auseinandergesetzt. Denn damit liegen sie komplett daneben. Um es einmal deutlich zu sagen: Home-Office einzuführen ist noch kein New Work. Noch lange nicht.

„Homeoffice allein ist noch lange kein New Work.“
Infoniqa

Was ist die Vision von New Work?

Bergmann führte in seinen Schriften hingegen sehr ausführlich aus, dass die neue Arbeitswelt das Ergebnis eines langen Prozesses ist. Und bei diesem steht nicht nur das Digitalisieren von Workflows im Vordergrund. Es geht auch darum, neue Arten und Weisen der Zusammenarbeit von Menschen im volldigitalen Umfeld auszuloten.

Wenn Teams künftig digital vernetzt miteinander zusammenarbeiten, ist es nämlich nur die eine Seite der Medaille, die richtige Technik dafür einzuführen. Die andere ist es, Wege zu finden, sich trotz räumlicher Distanz nach wie vor optimal auszutauschen und nahtlos miteinander zusammenzuarbeiten.

Dinge, die im Office schnell durch einen Gang zum Schreibtisch des Kollegen geklärt werden können, müssen in virtuellen Teams plötzlich auf andere Art geklärt werden. Hierzu bieten sich Projektmanagementtools an, Chats, Videocalls oder Telefonkonferenzen. Um mit diesen Tools aber optimal umgehen zu können, bedarf es der richtigen Skills. Und diese müssen trainiert werden.

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Neue Wege der Kollaboration ausloten

Ein Beispiel: In den letzten Wochen haben viele von uns erlebt, dass Videocalls ein reales Meeting nicht eins zu eins ersetzen. Sie müssen von dem Einladenden viel stärker moderiert werden. Ansonsten kann es vorkommen, dass entweder alle reden oder alle schweigen. In einem realen Meeting regeln das die Teammitglieder per Blickkontakt.

Doch dieser entsteht im virtuellen Meeting nicht, weil wir während einer Konferenz nicht direkt in die Kamera schauen, sondern auf den Bildschirm. So entsteht der Eindruck, dass alle aneinander vorbeischauen. Arbeitnehmer müssen diese neue Situation erst einmal kennenlernen und lernen, mit ihr angemessen umzugehen. Auch in vielen, vielen anderen Bereichen der virtuellen Zusammenarbeit verhält sich das so.

Eigenverantwortliches Arbeiten nimmt zu

Hinzu kommt, dass New Work ein höheres Maß an eigenverantwortlichem Arbeiten voraussetzt. Denn nicht immer kann die Lösung eines Problems über die zu Verfügung stehenden Kommunikations-Tools so schnell eruiert werden, wie es nötig wäre. Sei es, weil der angeschriebene Kollege im Chat partout nicht antwortet oder sich einfach kein gemeinsamer Termin für einen Videocall finden lässt. In solchen Fällen werden Arbeitnehmer öfter selbst Entscheidungen treffen müssen. Gleichzeitig müssen sie mit Niederlagen umzugehen lernen, wenn sich etwa herausstellt, dass sie die falsche Entscheidung getroffen haben. Auch darauf müssen sie innerhalb der Personalentwicklung vorbereitet werden.

Ein weiterer, wichtiger Punkt, den Unternehmen bei der New Work-Thematik nicht außer Acht lassen sollten: Wenn Teams vor allem virtuell arbeiten, ist es wichtig, dass die soziale Komponente in der Zusammenarbeit nicht verloren geht. Wir alle gehen morgens gerne zur Arbeit, weil wir uns auf den Austausch mit unseren Kollegen freuen. Doch der kurze Smalltalk auf dem Flur, der gemeinsame Gang in die Kantine – all das fällt im virtuellen Umfeld weg. Damit dieser soziale Kitt aber nicht verloren geht, brauchen virtuelle Unternehmen ein passgenaues Socialising-Konzept.

“70 Prozent aller Unternehmen haben keinerlei Strategie für New Work.”
Infoniqa

Praxisbeispiel New Work: so geht's richtig

Lernen können Unternehmen hier zum Beispiel von AUTOMATTIC, einem komplett virtuell arbeitenden Betrieb. Damit hier das Soziale nicht zu kurz kommt, treffen sich die Mitarbeiter einmal im Jahr für sieben Tage in großen Meetups. Zusätzlich zu diesem unternehmensweiten Grand Meetup treffen sich die einzelnen Teams fünf bis sieben Tage lang an den Orten ihrer Wahl.

Neben der gemeinsamen strategischen Arbeit steht in dieser Zeit auch jede Menge Fun auf dem Programm. Das schafft Bindung und gemeinsame Erinnerungen, die sich die Kollegen immer wieder gerne ins Gedächtnis rufen, wenn sie zusammen remote arbeiten.

Doch auch bei der weiteren virtuellen Zusammenarbeit wird der Teamgedanke konsequent gelebt:

  • bei digitalen Lunch-Angeboten
  • beim digitalen Feierabendbier
  • bei gemeinsamen Lernveranstaltungen oder Kick-Offs im digitalen Raum
Infografik New Work

Wie weit ist New Work wirklich fortgeschritten?

Davon sind die meisten Unternehmen hierzulande noch weit entfernt, wie die Studie „Arbeitswelt 4.0 – als KMU die Arbeitswelt der Zukunft erfolgreich gestalten“ zeigt. Ihr zufolge sind die meisten Firmen Nachzügler, wenn es darum geht, die Arbeitswelt 4.0 einzuführen. Erst 12 Prozent der befragten Unternehmen haben in diesem Bereich wichtige Fortschritte erzielt. Fast jeder zweite Betrieb (43 Prozent) steht noch am Anfang. Ein wichtiger Grund: In über 70 Prozent der Fälle gibt es noch keine Strategie.

Laut der Studie umfasst eine New Work-Strategiedrei Dimensionen:

  • People: Teamarbeit muss weg von starren Strukturen hin zu liquiden Netzwerken
  • Place: Teams müssen befähigt werden, von unterschiedlichen Standorten effizient zusammenarbeiten zu können
  • Technology: Firmen müssen gezielt in digitale Technologien investieren, um etwa ortsunabhängiges Arbeiten technologisch zu ermöglichen

Fazit: noch lange nicht im New-Work-Zeitalter angekommen

Fazit: Corona hat zwar über Nacht möglich gemacht, was lange undenkbar war – Home-Office von jetzt auf gleich. In aller Eile wurden Online-Meetings und Webinare ausprobiert und implementiert. Die Lernkurve hätte steiler kaum sein können.

Doch New Work ist das noch lange nicht. Viele Prozesse sind aktuell hemdsärmelig zusammengeschustert und es fehlt an Struktur für die neue Art der Arbeit. Hier wird HR in den nächsten Jahren stark gefordert sein – denn wer, wenn nicht HR, wäre prädestiniert für eine professionelle Personal- und Organisationsentwicklung? Liebe HR-ler, krempelt schon mal die Ärmel hoch!

Happy im Homeoffice mit der Zeitwirtschaftslösung von Infoniqa
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